Weihnachtszeit

WEIHNACHTSZEIT


Die Weihnachtszeit ist für mich die schönste und wichtigste Zeit des Jahres. Sie beginnt kurz nach dem Geburtstag meines Mannes. Am Totensonntag wird sämtliche Dekoration von den Schränken und aus den Regalen geräumt, Staub gewischt und dann das Weihnachtszeug aufgestellt: Schwibbögen, Engel, Räuchermänner, Schneemänner, Weihnachtsmänner und und und. Ja ich weiß, man sollte eigentlich erst nach dem Totensonntag weihnachtlich schmücken, aber als junger Mensch nimmt man es nicht mit allen Bräuchen so genau und schafft sich auf diese Weise neue.



Was sind unsere Bräuche? Was gehört für uns unverzichtbar zur Adventszeit dazu? Natürlich in aller erster Linie ein Adventskalender – mein Adventskalender. Wenn mich die fröhlichen Gesichter meiner 24 Klopapierrollenweihnachtsmänner anlächeln, wird mir immer wieder ganz leicht ums Herz. In unsere Wohnung gehört außerdem ein Weihnachtsstern, den mein Mann traditionell an seinem Geburtstag geschenkt bekommt. Jeden Sonntagnachmittag schauen wir das Märchenrätsel mit Angelika Mann, idealer Weise wird auf diese Uhrzeit auch das Kaffeetrinken verlagert. Was unbedingt noch dazu gehört, ist die Weihnachtsmusik und da darf es dann doch etwas moderner sein, aber nicht ausschließlich. Zumindest fällt es mir in diesem Punkt wesentlich leichter als meinem Mann, neue Sachen als weihnachtlich anzuerkennen und zu etablieren. Weihnachten und Advent sind im Übrigen die Zeit des Jahres, wo ich mit 100 prozentiger Sicherheit mein eigenes Instrument heraus hole. Ich kann mich nur an zwei Ausnahmen erinnern, wo ich am Heiligen Abend bzw. den Feiertagen nicht gespielt habe: das eine Mal war ich krank und das andere Mal hatte ich mir bei der Vorbereitung des Festtagsbratens die Hand verbrüht.

Der perfekte Heilig Abend findet für mich zu Hause und (in Ermangelung eigener Kinder) in trauter Zweisamkeit statt. Im Wohnzimmer steht ein echter Tannenbaum, vor dem Abendessen gehen wir in die Kirche und dann gibt es Kartoffelsalat und Wiener Würstchen, anschließend wird beschert. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, Weihnachten irgendwo anders zu feiern als hier bei uns im Erzgebirge, wo alle Fenster so hell erleuchtet sind und Tannenbäume in den Vorgärten funkeln, wo die Schneewahrscheinlichkeit in der Regel recht hoch ist, wo überall der Duft von Räucherkerzchen in der Luft liegt, wo es die schönsten Weihnachtsmärkte gibt.


 
Die Weihnachtszeit bringt mich, wie so viele andere auch, meiner vergangenen Kindheit immer ein Stück näher. Damals ergriff mich meistens schon ab Mitte Oktober eine Vorfreude, lag bereits eine erste Ahnung von Weihnachten in der Luft. Heute kommt das nur noch äußerst selten vor und ist nur sehr schwach ausgeprägt. Während ich als Kind die Geschenke für meine Familie bereits Anfang Dezember zusammen hatte, geht es mir jetzt wie den meisten Erwachsenen: ganz plötzlich ist der Dezember da und mir fällt ein, da war ja noch was. Trotzdem musste ich noch nie am 24. loslaufen, um irgendetwas zu kaufen; ganz auf den letzten Drücker nicht. Freilich habe ich heute viel mehr zu besorgen; zu Mutter, Vater, Großeltern und Geschwistern sind Ehemann, Schwiegereltern, Nichten, Neffen, Schwäger und Schwägerinnen dazugekommen. Und die Geschenke werden in der Regel nicht mehr gebastelt, sondern gekauft. Dabei finde ich es nach wie vor viel schöner, Selbstgemachtes mit Liebe zu verschenken, wie Fotokalender, Marmelade, Liköre oder mein allseits beliebtes Glühweingelee. Interessant ist übrigens, dass wir Geschwister jedes Jahr sagen, wir schenken uns nichts, und jedes Jahr halten wir uns nicht daran. Es muss wohl daran liegen, dass es letztendlich doch Freude macht, jemandem einen Wunsch zu erfüllen, ebenso wie selbst beschenkt zu werden. Und so türmt sich doch immer wieder ein beachtlicher Berg an Weihnachtsgeschenken in der Wohnung, sodass man sich wahrlich selbst wie der Weihnachtsmann in seiner Werkstatt fühlt.


 
 
Was ist es nun also, das diese Zeit so besonders macht? Was zieht einen Ungläubigen wie mich alle Jahre wieder am 24. Dezember in die Kirche? Warum freut sich eine Angelika Mann schon Wochen im Voraus darauf, als Hexe verkleidet das Märchenrätsel präsentieren zu können? Warum überhäufen wir uns gegenseitig und vor allem die Kinder mit Geschenken?

Es ist das Leuchten in ihren Augen, ihre greifbare Vorfreude und Anspannung. Es ist das Gefühl, sich selbst noch einmal wie ein Kind zu fühlen. Es ist das Wunder, dass den Menschen vor über 2000 Jahren ein neugeborenes Kind Hoffnung schenkte. Einmal im Jahr dürfen wir alles, was uns belastet, von unseren Schultern abwerfen und von der süßen Leichtigkeit kosten, die wir seit unserer Kindheit nicht mehr gefühlt haben. Dazu braucht es keinen Weihnachtsmann.

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