Eisige Erinnerungen

EISIGE ERINNERUNGEN

Wenn man das Wort „Eis“ hört, so denkt doch irgendwie jeder an etwas anderes. Manchem fällt sofort der Nord- oder Südpol ein, Eisbären und Klimawandel. Ein anderer assoziiert damit Eisbahnen und Schlittschuhlaufen. Der nächste denkt an mehr oder weniger gewöhnliches Speiseeis.

Ich gehöre eher zu dieser letzten Kategorie, obwohl es für mich auch noch ganz andere Erinnerungen gibt, die mit Eis verbunden sind. Ich werde zum Beispiel nie vergessen, wie ich selbst das erste Mal mit meiner Schwester und ihren Freunden Schlittschuhlaufen war; der, der es eigentlich konnte und mit beibringen wollte, hat mich zu Boden gerissen. Oder aber unseren Urlaub in Österreich: In jenem Sommer war es unglaublich heiß, da mussten wir uns immer wieder ein kühles Plätzchen suchen. Und so kam ich in den Genuss, das erste Mal in meinem Leben einen Gletscher zu sehen – oder das, was davon noch übrig ist – und darauf herum zu spazieren bzw. zu rutschen. Der Weg hinunter zur Pasterze war ja noch ganz einfach, aber danach wieder hoch zu kraxeln... Es sah von oben gar nicht so weit aus, war es dann aber doch. Mein Mann hatte mich noch gewarnt – naja wir Frauen... Bewegung in so dünner Luft war ich nicht gewohnt und hinterher ganz schön aus der Puste. Aber es war gigantisch.

Wie eingangs bereits erwähnt, bin ich allerdings ein Mensch, der bei dem Wort „Eis“ eher an das Eis zum Lecken denkt. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass es eine sehr prägende Kindheitserinnerung in diesem Zusammenhang gibt. Ich habe nicht viele Erinnerungen aus meiner Kindergartenzeit, aber diese eine werde ich wohl nie vergessen, so schockierend, desillusionierend, traumatisierend war es damals für mich feststellen zu müssen, dass Spaghettieis nicht aus echten Spaghetti hergestellt wird. Natürlich weiß ich auch noch, wo das war, nämlich in unserer Lieblingseisdiele in Netphen. Dieses Ereignis hängt bis heute in meinem Gedächtnis fest, obwohl ich meine, den Schock inzwischen wirklich überwunden und mich mit dieser Tatsache abgefunden zu haben. Es gibt aber auch noch ein sehr angenehmes Erlebnis, welches ich sicher nicht vergessen werde. Ich weiß noch genau, dass es ein ganz hässlicher, grauer Wintertag war, als mein Mann (damals noch mein Freund) mit mir zur Schwartenbergbaude gefahren ist. Dort war es sehr gemütlich und der Wirt hielt immer lustige Knobelspiele für seine Gäste bereit. „Das verrückte Haus“, welches wir seinerzeit dort bekommen hatten, habe ich übrigens aufgehoben. Jedenfalls schlug mein Mann beim Blick in die Karte vor, Eis mit heißen Himbeeren zu essen, woraufhin ich ihn für verrückt erklärte. „Hast du schon mal aus dem Fenster gesehen? Eis bei dem Wetter? Und überhaupt – Eis mit heißen Himbeeren – das soll schmecken?“ Und wie das geschmeckt hat! Es war genau das Richtige an diesem kalten, nebligen Wintertag in dieser heimeligen Gaststätte.

Dies sind nur einige wenige meiner Erinnerungen, die prägnantesten eben, die in irgendeiner Weise mit Eis verbunden sind. Also, wenn du das nächste Mal ein Eis essen gehst, halte einen Augenblick inne, denn dieser Moment könnte durchaus etwas ganz Besonderes sein.



© Michelle Klemm
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